Hier ist Preußen, dort Sachsen

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Der neue Grenzstein 171 südlich von Merzdorf ist eingemessen, er steht und ist gewidmet. Hier verläuft seit 1815 die Grenze zwischen dem Königreich Sachsen und dem Königreich Preußen, heute Sachsen und Brandenburg. Im Bild (v. l.): Schradenland-Amtsdirektor Thilo Richter, Birgit Leonhardt vom Staatsbetrieb GeoSN Sachsen, Gert Oßendorf als Initiator des Grenzsteines, Ulf Hindorf, Amtsleiter beim Landkreis, und Rolf Hahndorf, Schradenfrucht Gröden GmbH. Foto: Feller

Ein Grenzkonflikt zwischen den einstigen Königreichen Preußen und Sachsen ist im Schradenland nahezu ausgeschlossen. Was bisher nur auf Vermessungskarten eingezeichnet und in der Realität nicht sichtbar war, steht nun massiv in Sandstein gehauen in der Landschaft: Der Grenzstein 171 mitten in der Natur, zwischen der B 101 im Süden und Merzdorf im Norden, markiert nun wieder als herausragendes Zeichen den 1815 nach dem Wiener Kongress festgelegten Grenzverlauf.

Er ist am Dienstag aufgestellt und am Donnerstag gewidmet worden.

Damit ist eine Lücke am 24 Kilometer langen Grenzsteinweg zwischen Großthiemig und Merzdorf geschlossen. Von den auf dieser Strecke vor mehr als 200 Jahren 16 gesetzten Steinquadern – dazwischen stehen sogenannte Läufersteine – markieren nun 13 die damalige und die heutige brandenburgisch-sächsische Grenze. Drei fehlen noch. Einen möchte Gert Oßendorf vom Heimatverein Merzdorf noch nach historischem Vorbild anfertigen und aufstellen lassen. Dann sieht der inzwischen 70-jährige engagierte Heimatfreund seine Mission als erfüllt an. Für alle GPS-Nutzer die Standortkoordinaten von Grenzstein 171: 51 Grad 22′ 23,1“ N und 13 Grad 32′ 26,2“ E. Suchen brauchen die Zugmaschinenfahrer der Schradenfrucht Gröden GmbH den noch hellen Sandstein nicht. Dieser steht am Feldrand. „Dann müssen wir eben ein Bogen herum fahren“, sieht Geschäftsführer Rolf Hahndorf darin kein Problem. Damit nicht doch eine Landmaschine daran hängen bleibt, hat Gert Oßendorf Leitpfosten besorgt und in den Boden gepflanzt. Nach Auskunft von Ulf Hindorf, Amtsleiter Kataster- und Vermessungsamt des Landkreises Elbe-Elster, ist die Grenzlinie auch ohne Steine klar. „Aber sie sind gut für die touristische Entwicklung“, sagt er. „Die Leute brauchen zum Wandern ein Ziel. Hier ist ein neues“, ergänzt Birgit Leonhardt, stellvertretende Leiterin im Referat Grenzen des Freistaates, Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN).

Diese Keramikmarke liegt tief unter dem Grenzstein. Foto: Gert Oßendorf

Sie und die anderen Offiziellen, die in irgendeiner Weise mit dieser Landes- und Eigentumsgrenze zu tun haben, beurkundeten gestern die sogenannte Abmarkung des historischen Grenzpunktes, der nun wieder hergestellt ist. Widersprüche hat es nicht gegeben.

Das Einmessen des 1815 gesetzten Punktes lag in den Händen des Kataster- und Vermessungsamtes Elbe-Elster. Die Kosten trägt das Amt Schradenland, das den zunehmend gefragten Grenzsteinweg in seiner Obhut hat.

Tief unter jedem Grenzstein 171 liegt eine Grenzmarke. Diese hat den Zweck, dass dieser Punkt wiedergefunden wird, falls der Quader verschwinden sollte. Für den Grenzstein 171 musste eine neue Marke angefertigt werden. Diese besteht aus Keramik und ist von der Werkstatt Andrea Lück aus Hohenleipisch spendiert worden. Darauf steht geschrieben: „1815 Marke Nr. 171 2017“.

Für die geführte Grenzsteinwanderung am Sonnabend, 9 Uhr, ab Heimatverein Merzdorf, Am Wald, haben sich auch schon Teilnehmer aus Dresden, Riesa, Meißen und dem Cottbuser Raum angemeldet. Am Wegesrand der 14 Kilometer lange Route stehen die Grenzsteine 175 bis 168. Nach eineinhalb Stunden ist der neue Grenzstein 171 erreicht. Weiter geht es zum Heidebergturm und zurück über die Kirschplantage zum Heimatverein, wo ab 14 Uhr ein kleines Heimatfest stattfindet. Jeder Wanderer erhält ein Grenzsteinweg-Wanderheftchen und einen Grenzsteinlikör.

Lausitzer Rundschau am 25.08.2017