Fährt man aus Richtung Ortrand über Großthiemig nach Hirschfeld, folgt man der Spur der Kaufleute, die einst von Schlesien nach Leipzig zum Handeln fuhren. Diese Straße befindet sich am Merzdorfer-Hirschfelder-Höhenrücken, der das jetzige Brandenburg von Sachsen trennt. Hier reihen sich die Gemeinden Großthiemig, Hirschfeld, Gröden und Merzdorf wie Perlen an der Schnur. Diese vier Gemeinden, welche sich 1992 zum Amt Schradenland zusammenschlossen, werden auch als „Kernschraden“ bezeichnet. Spuren slawischer Besiedlung fanden sich erst für das 10. Jahrhundert mit einigen wenigen Keramikfunden. Der sumpfige Schraden bildete offenbar einen natürlichen Grenzraum zwischen den in der Umgebung ansässigen slawischen Gruppierungen. Im Zuge des deutschen Landesausbaus wurde der Schradenwald 1210 in einer Urkunde des Naumburger Bischofs Engelhard erstmalig erwähnt, als dieser die Hälfte an den Meißener Markgrafen Dietrich abtrat. Während dieser Zeit erfolgte auch die erstmalige Erwähnung weiterer Orte der Niederung wie Elsterwerda (1211), Großkmehlen (1205) oder Hohenleipisch (1210) am nordwestlichen Rand. Die Meißner Landgrafen, denen es gelang, in diesem Gebiet eine eigene Landesherrschaft aufzubauen, trieben hier den Landesausbau voran und es begann die planmäßige Anlage von Dörfern durch angeworbene deutsche und slawische Siedler. Es entstanden die Städte Ortrand, Mückenberg (heute zu Lauchhammer) und Elsterwerda. Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu Streitigkeiten zwischen dem meißnischen Markgrafen Friedrich I. und dem brandenburgischen Markgrafen Waldemar, in deren Folge Friedrich gefangen genommen wurde und er für seine Freiheit im Frieden zu Tangermünde 1312 die Mark Lausitz und auch die Herrschaften im Schraden an Brandenburg abgeben musste. Nachdem das Gebiet 1370 zwischenzeitlich an die böhmische Krone gefallen war, kamen die Herrschaften Ortrand und Elsterwerda 1372 wieder zu Meißen. Dabei gelang es dem dort ansässigen Geschlecht der Köckritze in diesem Übergangsland zwischen der Mark Meißen und Lausitz ein vom Amt weitgehend unabhängiges Herrschaftsgebiet aufzubauen, das später als Elsterwerdaer Pflege bezeichnet wurde. Zu dieser Herrschaft gehörten die Dörfer Krauschütz, Biehla, Kotschka, Plessa, Dreska, Kraupa, Kahla, Frauendorf, Hirschfeld, Frankenhain (vermutlich die Wüstung Franken bei Hirschfeld), Strauch, Merzdorf und ein Teil von Großthiemig. Nachdem die Köckritze auf die Stufe von Raubrittern sanken, erschien 1509 Herzog Georg von Sachsen mit seinem Gefolge in Elsterwerda und nahm die Burg und die Stadt ein. 1512 zwang er die Köckritze, ihren Besitz in Elsterwerda an ihn zu verkaufen und ließ die Herrschaft bis 1528 durch einen Amtmann verwalten, um sie dann dem Hayner Amt anzugliedern. Hohenleipisch und Döllingen im Norden gehörten zum Amt Liebenwerda. Die Orte östlich der sogenannten Grenzpulsnitz waren der Herrschaft Ruhland untertan, welche jedoch bereits im 14. Jahrhundert in mehrere selbstständige Güter zerfiel. Der Schraden ist ein großes Niederungsgebiet im Verlauf des südlichen oder Magdeburger Urstromtales unmittelbar östlich der Bahnlinie Dresden – Berlin. Er erstreckt sich zwischen den Orten Elsterwerda in Nordwesten, Lauchhammer im Nordosten, Ortrand im Südosten und Wainsdorf im Südwesten. Seine Breite in Nord-Süd-Richtung beträgt ca. 6 km (im Westen) bzw. 9 km (im Osten), seine Länge in Ost-West-Richtung etwa 15 km, seine Fläche mithin ca. 130 km². Die historische Flur Schraden bzw. der Schradenwald wurde unmittelbar vor der Separation im Norden von den Feldmarken der Dörfer Kahla und Plessa begrenzt. Die Grenzpulsnitz trennte ihn im Osten von Lindenau und Tettau (Oberlausitz). Südlich reichte er bis an die Feldmarken der Dörfer Großkmehlen, Frauwalde, Großthiemig, Hirschfeld, Gröden, Seifertsmühl und Merzdorf heran. Im Westen erstreckte sich der Schraden bis an die Feldmarken von Elsterwerda und Krauschütz. Nach dem Übergang an die Mark Meißen (vollständig spätestens am Beginn des 15. Jh.) gehörte er bis 1815 zum Territorium des sächsischen Amtes Hayn (Großenhain).
Lage des Schradens im einstigen Amt Hayn um 1752
1583 kam es zur Teilung des ca. 4925 ha umfassenden Schradenwaldes. Der Anteil des kursächsischen Staates am Schraden erfuhr im 16., 17. und 18. Jahrhundert starke Vergrößerungen. So verkaufte ihm 1586 die Herrschaft Frauenhain ihren gesamten Schradenabschnitt, die Herrschaft Strauch im Jahre 1615 etwa zwei Drittel ihrer Schradenwaldfläche. 1727 erfolgte der Übergang der Herrschaft Elsterwerda mitsamt dem Elsterwerdaer Schraden an den sächsischen Staat. Seither rechnete man auch einige Flächen nördlich der Schwarzen Elster zum Schraden. Diese Fläche wurde bis ins 20. Jahrhundert von Menschenhand so umgestaltet, dass von der einstigen Moor- und Waldlandschaft nicht mehr viel übrig blieb. Beim mittelalterlichen Landesausbau entstanden in den hochwasserfreien Hochgebieten die ersten menschlichen Ansiedlungen. Die traditionellen Schradentrachten sind heute nur noch bei älteren Menschen ein Begriff. Der Schraden war in seiner Entwicklung stets ein territorialer Grenzraum, der im Norden die Niederlausitz und im Süden die Oberlausitz berührt. Im Ergebnis des Wiener Kongresses kam der Schraden 1815 von der „Großenhainer Pflege“ des Königreiches Sachsen zum Herzogtum Sachsen des Königreiches Preußen (Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Liebenwerda).
Die Grenzlinie zwischen Sachsen und Preußen im Bereich des Schradens nach 1815
Der historischen Landschaftsbezeichnung „Der Schraden“ kommt territorial gesehen die gleiche Bedeutung zu wie es beispielsweise „Der Spreewald“ bereits genießt. Auch die Ferienstraße „Fürstenstraße der Wettiner“ und der „Ökumenische Pilgerweg“ von Görlitz bis Vacha auf der Jakobsstraße Kiew/Santiago de Compostela erschließen diese kulturgeschichtliche Landschaft. Im Schraden wurden Sitten und Bräuche lange erhalten, der Dialekt unterscheidet sich heute noch von umliegenden Gebieten.
Merzdorf, früher auch Mertensdorf genannt, wurde 1406 als Mertinsdorff erstmals erwähnt. Der Name bedeutet Dorf des Martin/Mertin. 1580 wurde das Rittergut in Merzdorf, was ursprünglich im Besitz der Herren von Köckritz gewesen war, an den Herrn Pflugk zu Frauenhain verkauft. 1612 kam es in den Besitz der Familie Milkau und 1701 erwarb es die Familie Bose. Weitere Besitzer waren die Herren von Kirchbach (1704), Heinrich von Witzleben (1708), und 1727 Gottlieb Schmidt, dessen Familie es bis 1819 behielt. Dann erwarb es Karl Oberweg, der es aber 1844 an den Freiherrn von Rochow verkaufte. Die 1725 beantragte Umpfarrung zu Gröden ist abgelehnt worden. Kirchlich gehörte Merzdorf und Seifertsmühl zu dem 5 Kilometer entfernten Frauenhain. 1827 wurden die Hutungspläne unter die 27 Besitzer verteilt. Für die Holznutzung im Schradenwald erhielt jeder Hüfner bei der Ablösung dieser Rechte 9½ Morgen Land im Merzdorfer Busch. Größere Brände gab es 1832 und 1833. Die Landwirtschaft war immer die Haupteinnahmequelle für den Ort. Merzdorf und Seifertsmühl produzierten so noch Anfang des 20. Jahrhunderts 1.000t bis 3.000t Zwiebeln pro Jahr, die hauptsächlich in die Städte in Sachsen bis nach Dresden verkauft wurden. Aber auch Gurken und Möhren wurden angebaut. Das Vorwerk Karlsborn wurde auch halbe Meile genannt, weil es genau so weit von Merzdorf entfernt liegt.
nach Reinhard Kißro und Dr. Dietrich Hanspach in „Der Schraden“
Bilder aus http://de.wikipedia.org/wiki/Schraden